Seit meiner Kindheit bin ich allergisch gegen Hausstaubmilben und noch viele andere Stoffe.
Obwohl ich alles möglich dagegen gemacht habe, begleitet mich diese allergische, krankhafte Reaktion bis jetzt in meinem Leben. Es ist entweder das linke oder das rechte Nasenloch verstopft und in schlimmen Fällen beiden gleichzeitig. Aber meine Nase und die anliegenden Höhlen sind meistens gefüllt – der Schleim, bezeichnet als Nasensekret, der sich in meiner Nasenschleimhaut bildet, bleibt in der Räumlichkeit zwischen die Nasenhöhle und Nebenhöhle. In der Mitte des Semesters habe ich eine allergiebedingte systemische – also ganzkörperliche – Entzündung gehabt.
Es war eine sehr komische Erfahrung, dieser milchige, fast durchsichtige Schleim. Zusätzlich stand mein Kopf unter großem Druck. Der Druck fühlte sich an, wie wenn ein Luftballon langsam aufgeblasen wird, nur anstatt mit Luft, mit Nasensekret. Der Schleim hat sozusagen meinen Kopf besetzt - ich konnte ihn nicht aus meiner Nase heraus schnäuzen, auch nicht hochziehen und runterschlucken. Obwohl ich immer wieder versucht habe, mit einem Taschentuch die Nase zu reinigen war sie nach einigen Minuten immer wieder voll.
Trotzdem fühlte ich mich körperlich nicht schwach oder gar krank – mein Kopf wirkte wie ein Fremdkörper, als ob er nicht zu mir gehörte.
Allergien sind eine Überreaktion des Immunsystems, eine Amplifikation der Immunantwort auf Substanzen in der Welt. Die Empfindlichkeit des Körpers gegenüber der Welt wird amplifiziert.
Es gibt unterschieliche Arte von Allergien. Wovon ich inspiriet bin und womit ich mich auseinandergesetz habe, ist die Typ I-Allergie. Bei der Typ I-Allergie bilden sich beim Erstkontakt allergenspezifische Antikörper. Diese befinden sich an der Oberfläche von Mastzellen (bestimmte Zellen des Immunsystems). Die allergische Reaktion erfolgt beim Zweitkontakt innerhalb von Sekunden bis wenigen Minuten. Allergene sind im Allergiefall gelöste Moleküle, die vom Immunsystem fälschlich als bedrohlich angesehen werden. Bindung die Allergene and die Rezeptoren der Mastzellen werden diese aktiviert und und schütten Sekret aus. Es werden augenblicklich Entzündungsmediatoren freigesetzt, d.h. stoffe die eine Entzündung verursachen. Zum Beispiel Histamin, das für Augentränen, Naselaufen, Juckreiz verantwortlich ist.
Ich habe mich damit beschäftigt, was die Physiologie von Allergien ist und habe versucht die komplexen Prozesse im Körper und ihre Interaktion mit der Welt auf Materialien zu übertragen. Ich habe unterschiedliche Materialien miteinander vermischt, zum Beispiel Epoxid Harz, Silikon, Beton usw, um die Interaktionen zwischen diesen zu untersuchen. Zwei bis drei unterschiedliche Materialien habe ich nacheinander in Luftballons gegossen, diese danach leicht geschüttelt und dann mit Luft vollgepumpt.
Die Luftballons sollten meinen aufgepumpten Kopf nachahmen und den Materialien einen geschlossenen Raum zur Interaktion bieten. Die Materialien sind die Reize – die Allergene – die von außen eindringen. Diese Arbeit mit dem Material wird ergänzt durch gestalterische Prozesse. Es werden Broschennadel und Ohrstecker in die Ballons gebracht, die sich darauf hin zufällig in deren Inneren positionieren und dann durch den Härtungsprozess des Materialienmischmaschs festgehalten werden. In einem performativen Akt werden die Ballons zerstochen, sodass sich das Gummi der Ballons den gehärteten Harzen anschmiegt und teilweise die Stecker freigegeben werden – es entstehen Objekte, die am Körper getragen werden können.
Quellen: https://www.imd-berlin.de/spezielle-kompetenzen/allergie/typ-i-allergien.html